Pressekampagnen und Aufklärungsaktionen


1. Mühl Retrospektive im Museum für angewandte Kunst  (MAK), Wien 2004

Im Jahr 2003 plante das Museum für angewandte Kunst Wien (MAK) eine Mühl-Retrospektive mit dem Titel „Otto Mühl. Mein Leben ein Kunstwerk“. In dieser  Ausstellung sollte die Entstehung und Entwicklung der „Kommune Friedrichshof“ als Teil des „Lebenskunstwerkes“ von Otto Muehl dargestellt werden.

Otto Mühl hat als Gründer und Chef der „Kommune Friedrichshof“ viele Kinder und Jugendliche mehr als 10 Jahre lang psychisch und sexuell missbraucht.  Mühl wurde für diese Straftaten 1991 zu 7 Jahren Haft verurteilt. Viele dieser Kinder und Jugendlichen leiden bis heute unter den traumatischen Erfahrungen.

re-port versuchte die Museumsleitung zu überzeugen, Mühls Verbrechen nicht als Kunstwerk auszustellen und damit zur Verharmlosung seiner Taten und seiner Rehabilitation beizutragen.

Schriftwechsel MAK

re-port erreichte, dass die Ausstellung überarbeitet und der der Titel in „Otto Mühl. Leben / Kunst / Werk – Aktion / Utopie / Malerei“   geändert wurde.  Der Aspekt der Kommune wurde reduziert, jedoch beharrte das MAK auf einer  unkritischen Darstellung der „Kommune Friedrichshof“.

Daraufhin entschloss sich re-port, an die Öffentlichkeit zu gehen, um auf Mühls Verbrechen hinzuweisen und gegen die Darstellung der „Kommune Friedrichshof“  als Mühls Kunstwerk zu protestieren. Anlässlich der Ausstellungseröffnung in Wien berichtete re-port auf einer vielbeachteten internationalen Pressekonferenz über  Mühls Straftaten und erhob die Forderung, alle Aspekte, die das Kommuneleben betreffen – insbesondere die Pädagogik – , aus der MAK-Ausstellung zu entfernen.

Eröffnungsrede zur Internationalen Pressekonferenz.

Durch diese Aktion wurde eine breite Öffentlichkeit über Mühls Rolle in der Kommune informiert und die von Mühl beabsichtigte Verharmlosung seiner Verbrechen verhindert.

2. Mühl-Ausstellung in der  Sammlung Falckenberg, Hamburg 2005

Im Sommer 2004 kündigte das MAK an, der Hamburger Privatsammler Harald Falckenberg werde die Mühl-Ausstellung als Komplettübernahme im Frühjahr 2005 in der Sammlung Falckenberg in Hamburg zeigen.

re-port informierte Harald Falckenberg über Mühls Verbrechen in der Kommune. Daraufhin änderte Herr Falckenberg die Ausstellung grundlegend und entfernte den Bereich der „Kommune Friedrichshof“ aus der Mühl-Ausstellung in Hamburg.

Schriftwechsel Dr. Falckenberg

3. Mühl – Ausstellung im Leopold Museum Wien im Jahr 2010

re-port hatte dem Leopold Museum schon 8 Monate vor Ausstellungsbeginn seine Bedenken mitgeteilt. Dr. Diethard Leopold hat daraufhin re-port zu Gesprächen nach Wien eingeladen, in denen re-port ausführlich über die Biographie Mühls und seine Verbrechen in der Friedrichshof Kommune informiert hat. In ersten Gesprächen hatte Dr. Diethard Leopold angedacht, in den Ausstellungsräumen kritisch über die Mühl-Kommune zu informieren und hierbei auch Berichte der missbrauchten Kinder und Jugendlichen zu veröffentlichen. Diese Informationen sollten auch dem Ausstellungskatalog beigefügt werden. Dies hätte eine kritische Auseinandersetzung mit dem autoritären, unterdrückenden System der Mühl-Kommune, die alle Merkmale einer Sekte aufweist, erfordert. Dieser Betrachtung ging das Leopold Museum aus dem Weg.

Obwohl im Leopold Museum in Wien fast ausschließlich von Otto Mühl in der Kommune Friedrichshof gemalte Bilder gezeigt wurden, fehlten in den Ausstellungsräumen Hinweise auf die Geschehnisse in dieser Kommune. So erfuhr der Kunstbetrachter nicht, dass Otto Mühl in der Zeit der Entstehung dieser Bilder ein despotisches, demütigendes und menschenverachtendes System errichtet und schwerste Verbrechen gegenüber Kindern und Jugendlichen begangen hat.

Kritische Informationen wie ein Interview mit re-port  wurden auf die Website des Museums ausgelagert. Zu Recht schrieb „Die Presse“ am 10.6.2010: „Der vorsichtige Versuch, nur den Maler Muehl zu zeigen, geht nicht auf. Leben, Kunst und Verbrechen sind zu dicht miteinander verwoben.“

re-port begrüßte, dass sich Dr. Diethard Leopold in einem Statement deutlich von bisherigen Ausstellungen abgrenzt hat, die das Lebenswerk Mühls zum Lebenskunstwerk stilisierten, und bei denen sich die Opfer erneut verhöhnt fühlten. Die von Dr. Diethard Leopold geäußerte Kritik an Mühl und seinem fehlenden Schuldeingeständnis hat mit dazu beigetragen, dass Otto Mühl in einem Schreiben an seine Agentin Daniele Roussel erstmals nach 20 Jahren öffentlich grundsätzliche Fehler eingesteht und seine Verbrechen nicht länger leugnet. 

Dazu die Stuttgarter Zeitung vom 15. Juni 2010:

„Spätestens beim zweiten Lesen des folgenden Satzes stellt sich – kennt man die biografischen Hintergründe der kriminellen Künstlerexistenz Otto Muehl – mittlerer Brechreiz ein: „Dass ich mich öffentlich entschuldige, mache ich heute, weil ich auf keinen Fall das Gefühl hinterlassen möchte, dass es mich kalt lässt, dass ich Menschen verletzt habe und dass sich Menschen von mir verletzt gefühlt haben.“ Wer das geschrieben hat – oder hat schreiben lassen –, will sich nämlich nicht entschuldigen, sondern lediglich den Anschein erwecken, er wolle dies tun.“

Hier der entsprechende Link:

Stuttgarter Zeitung 15.6.10

Weitere Pressestimmen:
Die Presse 10.6.10
Der Standard 12.6.10
FAZ 14.6.10
Die Welt 12.6.10